Grashaus

Rathaus in Aachen

Beschreibung

Das unter dem Namen Grashaus bekannte Gebäude am Fischmarkt in Aachen ist nicht nur eines der ältesten Häuser der Stadt, sondern als erstes Aachener Rathaus auch von historischer Bedeutung. Es wurde im Jahre 1267 fertiggestellt, steht aber vermutlich auf noch älteren Grundmauern aus eventuell karolingischer Zeit. Den Namen verdankt das Grashaus dem Gras, einem mittelalterlichen Dorfanger, auf dem sowohl Hinrichtungen als auch Volksfeste und angeblich auch die Beerdigungen der Hingerichteten stattfanden.

Die Erbauung fiel in eine Zeit gesellschaftlicher Veränderungen. Die aufstrebende, durch den Handel und die Herstellung von Tuchen reich gewordene Bürgerschaft forderte von den in Aachen regierenden Kaisern und Königen ab dem 12. Jahrhundert zunehmend Mitspracherechte ein. Am 8. Januar 1166 kam es zur Verleihung der Stadtrechte durch Kaiser Friedrich I., Barbarossa und auf Basis des so genannten Karlsprivilegs zu einer Befreiung sämtlicher Einwohner von der Lehnshörigkeit sowie zur Zollfreiheit im Aachener Reich. Ab dem Jahr 1250 übernahm schließlich ein Stadtrat mit zwei Bürgermeistern an seiner Spitze die Verwaltungsgeschäfte des königlichen Schöffenstuhls, der fortan vor allem für die Gerichtsbarkeit zuständig war. Die damit verbundene Errichtung eines Rathauses, burgerhuys, auch domus civium und burger grass genannt, hatte also auch einen symbolischen Charakter und es war zugleich ein Ausdruck des Selbstbewusstseins einer aufstrebenden Bürgerschaft. Dieser Bau fand darüber hinaus die Zustimmung des 1257 in Aachen gekrönten Königs Richard von Cornwall, der sich mit einer großzügigen finanziellen Spende an den Kosten beteiligte.

Nachdem das Grashaus als Rathaus für die vielen feierlichen Anlässe zu klein und nicht mehr ausreichend repräsentativ geworden war, errichtete der amtierende Bürgermeister Gerhard Chorus Mitte des 14. Jahrhunderts auf den Grundmauern der verfallenen Königshalle der karolingischen Kaiserpfalz das neue Aachener Rathaus. Das alte Bürgerhaus diente fortan neben dem bereits bestehenden königlichen Schöffengericht am Katschhof zunächst als weitere Gerichtsstätte sowie später bis zur französischen Besatzungszeit auch als Gefängnis und Richtplatz.

Beim großen Stadtbrand von Aachen am 2. Mai 1656 wurde das Grashaus stark in Mitleidenschaft gezogen und einige Jahre später umfassend restauriert. Über die damalige Raumaufteilung in seinem Inneren ist nur wenig bekannt. Der Ratssaal befand sich wahrscheinlich im Obergeschoss. Gelegentlich wurde auch vermutet, dass das Bürgerhaus aus zwei weiteren Gebäuden, einem Flügelbau und einem schmalen Treppenturm, bestanden habe, zumal bei der späteren Renovierung des stark zerfallenen Gebäudes in den Jahren 1886 bis 1889 eine zugemauerte Durchgangstür und eine in Holz geschnitzte Zeichnung entdeckt wurden. Hierbei könnte es sich allerdings auch um den Zugang zu einem Abort gehandelt haben, der in einem Erker untergebracht war. In einem Hintergebäude befanden sich vermutlich eine Kornkammer und ein Salzlager. Ursprünglich gab es neben dem heutigen, vermutlich im 16. Jahrhundert vergrößerten Torbogen zwei weitere Bogenöffnungen, deren Umrisse im Mauerwerk noch deutlich zu erkennen sind. Der Straßenboden liegt im Verhältnis zur alten Grundmauer des Gebäudes heutzutage etwa einen Meter höher als im Mittelalter.

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Fischmarkt 3
52062 Aachen
  • Sehenswürdigkeit
Aachen

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