Nikolaikirche
Kathedrale / Dom in Siegen
Beschreibung
Die Nikolaikirche ist ein Kirchengebäude in der nordrhein-westfälischen Stadt Siegen, dessen Geschichte auf das 13. Jahrhundert zurückgeht. Die Kirche steht auf dem Siegberg, dem Siedlungskern der mittelalterlichen Altstadt. Ihre architektonische Besonderheit erhält sie durch ihren sechseckigen Grundriss; das Kirchenschiff ist das einzige europäische Hallenhexagon nördlich der Alpen. Der Kirchturm der Nikolaikirche trägt mit dem Krönchen das Wahrzeichen der Stadt Siegen, eine geschmiedete und vergoldete Krone mit über zwei Metern Durchmesser aus dem 17. Jahrhundert. Als höchstes Gebäude auf dem Siegberg prägt der Kirchturm mit 53 Meter Höhe und mit auffälligem rot-weißem Anstrich die Silhouette der Stadt. Internationale Bekanntheit erlangte die Kirche durch ihren Kirchenschatz mit einer silbernen Taufschale aus dem 16. Jahrhundert. Seit der Reformation ist die Nikolaikirche ein evangelisches Gotteshaus, seit 1580 evangelisch-reformierte Pfarrkirche Siegens. Unterhalb der Kirche liegen das Siegener Rathaus und der Marktplatz.
Die Nikolaikirche steht in der historischen Altstadt Siegens auf dem Bergrücken des 307 Meter hohen, von Westen nach Osten ansteigenden Siegbergs nahe dem höchsten Punkt des Berges in dessen östlicher Hälfte. Auf dem höchsten Punkt des Siegberges befindet sich in etwa 300 m Entfernung östlich der Kirche die Residenz der katholischen Linie des Hauses Nassau-Siegen, das Obere Schloss. Beide Bauten sind durch die Burgstraße miteinander verbunden, die in ost-westlicher Richtung schnurgerade durch die ehemalige Burgfreiheit des Schlosses führt. Unmittelbar westlich der Nikolaikirche befinden sich der Marktplatz und das Siegener Rathaus. Die Kirche ist im Osten und im Süden von schmalen Straßen mit drei- bis vierstöckigen Gebäuden mit gemischter Nutzung durch Wohnungen und Handel umgeben; auf der Südseite steht das als Gemeindehaus genutzte Gebäude. Auf der Nordseite der Nikolaikirche stand bis ins 19. Jahrhundert ebenfalls Wohnbebauung; ein Häuserblock, der im Volksmund „Klubb“ genannt wurde. Dieser wurde im Jahr 1869 durch einen Großbrand zerstört und nicht wieder aufgebaut. Seit den 1970er Jahren befindet sich dort eine Grünanlage, die dem ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt Alfred Fissmer (1878–1966) gewidmet ist.
Die Geschichte der Nikolaikirche beginnt in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die Kirche wurde als zweiter, zusätzlicher Kirchenbau auf der höher gelegenen östlichen Hälfte des Siegbergs errichtet, nach der auf das 11. Jahrhundert datierten Martinikirche, die auf dessen westlichem Bergsporn steht. Die Martinikirche blieb katholische Pfarrkirche der Stadt und die Nikolaikirche wurde in den ersten Jahrhunderten ihres Bestehens als zusätzliche Kapelle sowie als Taufkirche für den nassauischen Adel genutzt. Da das städtische Kaufhaus (im damaligen Rathaus der Stadt) und der Markt unmittelbar neben dem Kirchenbau lagen, wählte man als Namenspatron den Schutzheiligen der Kaufleute und Händler, St. Nikolaus. Eine Urkunde vom 9. Oktober 1317 nennt mehrere an der Nikolauskirche amtierende Priester. Die Urkunde berichtet außerdem von der Errichtung eines zweiten Altars, der, dem Erzengel Michael geweiht, von Graf Heinrich und Gräfin Adelheid zu Nassau gestiftet worden war. An diesem Nebenaltar sollte laut Verfügung der Stifter „für alle Zukunft“ ein zweiter täglicher Gottesdienst gehalten werden. Der Altar wurde im Jahr 1549 wieder abgebrochen. Von einem dritten Altar, der Heiligen Margarethe gewidmet, wird aus dem Jahr 1517 berichtet. Aus der Entstehungszeit der Nikolaikirche sind darüber hinaus nur wenige weitere Überlieferungen und Urkunden erhalten geblieben. Aus der Bauform wird jedoch gefolgert, dass sich der ursprüngliche Charakter des Gebäudekerns seit dem 13. Jahrhundert mindestens bis ins späte 19. Jahrhundert erhalten hat.
Der Kirchturm wurde erstmals urkundlich am 25. November 1455 erwähnt. Das Dokument berichtet von einem Gutachten zur Errichtung des Kirchturmes, das die Stadt Siegen beim Steinmetz Jorge von Wetzlar in Auftrag gegeben hatte. Mit dem Bau des Turms wurde wenig später begonnen; für das Jahr 1461 sind „wesentliche Fortschritte“ dokumentiert. Die Finanzierung des Turmbaus erfolgte hauptsächlich über von der Stadt erhobene Steuern, unter anderem auf Wein und Bier sowie auf den Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Zusätzlich nahm der Rat der Stadt Darlehen bei wohlhabenden Bürgern auf und rief alle Bürger zu Spenden auf. Die Steine für das Bruchsteinmauerwerk des Turms wurden in Siegen am Ziegenberg gebrochen. Kragsteine und Formsteine für die Fensterfassungen stammen aus Marburg und wurden auch von Marburger Steinmetzen eingesetzt. Der Turmhelm wurde im Jahr 1463 errichtet, und der Kirchturm erhielt ein vergoldetes Kruzifix auf der Spitze. Die im selben Jahr gegossene Stundenglocke im Turmhelm stammt vom Glockengießer Hanns Kannegiesser. Die Glocke kam gleichzeitig mit der ersten Uhr der Kirche auf den Turm. Gegen Ende des Jahres 1464 war der Bau des 53 Meter hohen Turmes, der die Stadt finanziell sehr belastet hatte, abgeschlossen.
Weitere Kathedralen in der Nähe sind:
- Martinikirche in Siegen (0,4 km entfernt)
- St. Mauritius und Gefährten in Harbach (10,5 km entfernt)
- Sauerländer Dom in Attendorn (29,3 km entfernt)
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