Rathaus Weißer Hirsch
Rathaus in Dresden
Beschreibung
Als Rathaus Weißer Hirsch werden zwei Gebäude bezeichnet, die von der selbständigen Gemeinde Weißer Hirsch als Rathaus genutzt wurden. Dies war in der Zeit von 1894 bis 1905 das 1. Rathaus mit der heutigen Adresse Luboldtstraße 24 und von 1905 bis 1921, dem Zeitpunkt der Eingemeindung nach Dresden das 2. Rathaus mit der heutigen Adresse Bautzner Landstraße 17. Sie waren jeweils Sitz der Gemeindeverwaltung und beinhalteten auch die Beratungsräume des Gemeinderates. Beide Gebäude existieren noch heute (Stand 2023) und werden als Wohnhäuser im repräsentativen Stil (Luboldtstraße) bzw. Ärztehaus (Bautzner Landstraße) genutzt.
Ausgehend von einem 1664 errichteten Winzerhaus, dessen damaliger Besitzer 1688 das Schankrecht erhielt und als Fuhrmannsschänke wegen ihrer Lage nahe der Heide „Zum Weißen Hirsch“ genannt wurde, gab diese Schänke schließlich dem gesamten Stadtteil seinen Namen. Diesem wurde 1726 der Status „kanzleischriftsässiges Gut“ verliehen, verbunden mit einigen Privilegien. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich um das Gut eine kleine Gemeinde von Obst- und Gemüsebauern, die als Häusler auch als Winzer tätig wurden. Die Gutsprivilegien wurden durch Gesetz 1834 aufgehoben und die nunmehrige Landgemeinde führte Anfang 1839 auf der Grundlage der Sächsischen Landgemeindeordnung von 1838 erstmals Gemeindevorsteher und Gemeindeausschüsse, d. h. eine eigene Gemeindeverwaltung ein. Diese war, wie damals üblich, vor allem in den Räumen des jeweiligen Gemeindevorstandes untergebracht.
Der Seifenfabrikant Ludwig Küntzelmann wiederum kaufte 1872 das alte Gut „Weißer Hirsch“ und teilte die Gutsfelder in Parzellen auf, auf denen „eine Colonie der Villen und Sommerfrischen“ entstand. Auf Küntzelmanns Gesuch an das Innenministerium erhielt der Weiße Hirsch im Jahr 1875 den Namenszusatz „klimatischer Kurort“. Die weitere Entwicklung des Weißen Hirschs hin zu einem Kurort von europäischem Rang wurde wesentlich durch Heinrich Lahmann geprägt. Er pachtete 1887 das Fridabad und eröffnete es im Folgejahr als „Dr. Lahmanns physiatrisches Sanatorium“ neu. Insgesamt mietete er 15 Villen in der nahen Umgebung des Sanatoriums an, die als Gästeunterkünfte dienten. Innerhalb weniger Jahre hatte Lahmanns Sanatorium Weltruhm erreicht und wurde jährlich von bis zu 7000 wohlhabenden Patienten aufgesucht.
1882 war Karl August Adam Gemeindevorstand, die Gemeindeverwaltung war in dessen Wohnhaus Loschwitzer Straße 1 (nun: Plattleite 68) untergebracht und mit der rasanten Entwicklung des Ortes tauchte um 1888 erstmals der Gedanke an ein eigenes Rathaus auf. 1893 wurde der Architekt F. Richard Schaeffer (1846–1902) Gemeindevorstand, in dessen Wohnung Bautzner Straße 8 (jetzt Bautzner Landstraße 15) nunmehr die Verwaltung untergebracht war, für die er aber auf Grund seines Berufes auch die Pläne für ein erstes Rathaus in der Luboldtstraße ausarbeitete. 1894 wurde es eingeweiht, neben der Verwaltung hatte die Ortssparkasse ihren Sitz, des Weiteren waren Dienstwohnungen im Haus untergebracht.
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