Staatstheater am Gärtnerplatz

Opernhaus in München

Beschreibung

Das Staatstheater am Gärtnerplatz (im allgemeinen Sprachgebrauch Gärtnerplatztheater) wurde am 4. November 1865 in der Münchner Isarvorstadt am belebten Gärtnerplatz als „Actien-Volkstheater“ eröffnet. Es ist heute neben dem Bayerischen Staatsschauspiel und der Bayerischen Staatsoper eines von drei Bayerischen Staatstheatern und einer der fünf großen staatlichen Theaterbauten sowie neben der Bayerischen Staatsoper das zweite Opernhaus der Stadt. Im Oktober 2017 wurde das Gebäude nach einer Generalsanierung wieder eröffnet.

Nachdem in München schon jahrelang der Ruf nach einem Volkstheater laut geworden war, bildete sich 1863 ein provisorisches Komitee zu dessen Gründung. Am 10. Mai 1864 erteilte der junge König Ludwig II. kurz nach seiner Thronbesteigung die Genehmigung für einen Neubau in der Isarvorstadt. Die Planung wurde Franz Michael Reiffenstuel übertragen. Vorbild für seinen Bau, vor allem für den Zuschauerraum, war das Nationaltheater mit seinem „nüchternen klassizistischen Stil“. Die Grundsteinlegung erfolgte am 25. August 1864, das Richtfest wurde bereits am 27. Mai 1865 begangen. Am 4. November 1865 wurde das Theater eröffnet: „Der Zudrang des Publikums war ein massenhafter und war das bis in seine obersten Räume glänzend erleuchtete prachtvolle Haus bis zum Erdrücken voll. Vom Hof war nicht König Ludwig II. als Protektor des Hauses, sondern Herzog Max Joseph in Bayern anwesend. Nach einem Prolog spielte man das allegorische Festspiel von Hermann Schmid Was wir wollen mit Musik von Kremplsetzer“.

Die Gründung des neuen Theaters war als Pendant zu den Hoftheatern gedacht und sollte sich schon im Repertoire von diesen unterscheiden. Es geriet jedoch schon früh in eine finanzielle Krise. Der Betrieb wurde mehrfach unterbrochen, die Direktion wechselte mehrmals im Jahr. 1868 wurde der Bankrott erklärt, und im März 1870 fand eine Zwangsversteigerung des Theaters statt. Für 70.000 Gulden kaufte der frühere Direktor des Theaters, Friedrich Engelken, das Gebäude, kurz darauf ging es weiter an den Architekten Reifenstuel und einen Partner. Diese kauften das Gebäude als Strohmänner für König Ludwig II., der es im Mai 1870 offiziell aus dem Familienvermögen der Wittelsbacher erwarb. Die Versteigerung des Inventars konnte durch die Wiedereröffnung am 1. Oktober 1870 abgewendet werden. Als Direktor wurde Hermann von Schmid bestellt, der ursprünglich als Dramaturg an das Theater gekommen war und es während der Umbruchsphase mehrmals kurz geleitet hatte. 1873 gewährte Ludwig II. dem Theater den Titel „Königliches Theater am Gärtnerplatz“. Ab 1877 ging die Direktion auf Karl von Perfall über, der die königlichen Hoftheater leitete. In der Spielzeit 1878/1879 erlebte das Theater einen Höhepunkt an Pracht der Ausstattung, Dekoration und Bühnenbild, es spielte aber auch ein erhebliches Defizit ein, weshalb Perfall im Juni 1879 zurücktrat und sich auf die Hoftheater konzentrieren musste. Als Nachfolger wurde Georg Lang, Sohn des Münchner Komikers Ferdinand Lang, aus Danzig geholt. Das Theater nutzte in der Folge die königlichen Wappen nicht mehr und nannte sich wieder „Theater am Gärtnerplatz“. 1913 fand ein Umbau des Gebäudes durch den Architekten Eugen Drollinger statt, bei dem der Zugang der Zuschauer zu den Rängen neu organisiert wurde und mehr Logen eingebaut wurden. Im Ersten Weltkrieg wurden eine Vielzahl an Wohltätigkeitsvorstellungen zugunsten des Kriegsfonds und sozialer Einrichtungen gespielt, Anfang 1917 wurde der Betrieb für 14 Tage wegen Kohlenmangels unterbrochen. 1923 ging das Theater in den Besitz des Wittelsbacher Ausgleichsfonds über.

Von Anfang an standen Operetten auf dem Spielplan. Das Genre Operette war damals erst in der Entwicklungsphase. Daneben standen auch Singspiele auf dem Programm. Zur Eröffnung als Hofbühne spielte man u. a. Jacques Offenbachs Einakter Salon Pitzelberger unter dem Titel Eine musikalische Soirée in der Vorstadt. Das Theater erlebte mehrere Operetten-Uraufführungen. So wurde beispielsweise am 18. Oktober 1879 die Operette Die Fornarina von Carl Zeller, u. a. mit den damaligen Publikumslieblingen Amalie Schönchen, Agnes Lang-Ratthey, Franz Josef Brakl und Max Hofpauer, uraufgeführt. Ende 1892 gastierte für mehrere Wochen bei großem Publikumsandrang die Völkerschau Die Amazonen von Dahomey mit Menschen aus Afrika. Seit 1899 wurde das Theater als reines Operettentheater geführt und wurde als eines der Führenden in Deutschland anerkannt. Die der Münchner Bohème angehörende Schriftstellerin Fanny zu Reventlow, die auch kurz Schauspielunterricht genommen hatte, hatte hier 1898 ein kurzes Engagement.

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